Geleitwort

Als Redaktion planen wir den organisatorischen Ablauf der nächsten Datenschleuder-Ausgabe bis zu einem halben Jahr im Voraus. Als wir auf dem Congress zusammen saßen war noch nicht zu ahnen, dass das Corona-Virus uns mitten in unserer Arbeitsphase für diese Ausgabe treffen würde. Als dezentrale, fast ausschließlich online arbeitende Redaktion treffen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie unsere Redaktionsarbeit nur indirekt. Mitglieder der Redaktion haben zum Beispiel nicht wie üblich Zeit, da sie mit ihren Kindern zu Hause sind und sich um diese kümmern müssen. Auch ist die Förderschule, die üblicherweise mit Freude die Datenschleudern für den Versand eintütet, geschlossen.

Passenderweise gibt es in dieser Ausgabe ein spannendes Bastelprojekt, das den daheim festsitzenden Kindern allen Alters viel Spaß machen könnte: Das tiptoi-Projekt. Der tiptoi-Stift ist ein elektronischer Sensor und seit vielen Jahren Bestandteil von Ravensburger-Spielen, der kreativ umfunktioniert werden kann.

In Zeiten, in denen sich Menschen intensiver als gewohnt mit ihren Kindern auseinandersetzen und gleichzeitig immer mehr soziale Interaktionen online ausgeführt werden, kommt der Artikel Angemessener Umgang mit Kinderfotos sicherlich auch sehr gelegen, um den Umgang mit persönlichen Daten etwas zu üben.

Doch nicht nur im Privaten führen die Umstände zu neuen Lebens- und Umgangsweisen, auch in der Politik gibt es viele Entwicklungen. Offensichtlich ist eine Krise eine Situation, in der viele Menschen der Meinung sind, es sei okay grundsätzliche Bürgerrechte komplett und vorbehaltslos über Bord zu werfen. Das betrifft natürlich auch Themen, die der CCC schon lange bearbeitet, wie Überwachung durch Standortdaten von Mobilfunkanbietern. Was sind Schutzrechte wert, wenn sie in Krisensituationen nicht gelten? Insofern ist diese Krise ein Test für unsere demokratischen Werte und stellt oft einen schwierigen Diskussionsstandpunkt für den CCC dar.

Andere Länder gehen mit Technologie und deren gesellschaftlichen Folgen und Möglichkeiten ganz anders um und betrachten staatliche Überwachung in Krisensituationen mit ganz anderer Perspektive. Der Artikel Vertrauen by default gibt uns einen Einblick in die japanische Technikkultur und könnte uns helfen, eine neue Perspektive zu gewinnen.

Währenddessen gibt es natürlich viele Projekte, die den verantwortungsvollen Umgang mit Technik lehren und mehren möchten. Im Artikel chaos.jetzt stellt sich eine neue Junghacker*innen-Initiative im Chaos vor.

Aber auch im Privaten lässt sich oft noch einiges optimieren. Dafür gibt es in dieser Ausgabe als Reaktion auf Leser*innen-Feedback ein eher praktisch orientiertes Howto: Auswahl eines E-Mail-Anbieters

Seit längerer Zeit ist eine größere Aktion im Gange, das Archiv der Datenschleuder auf Vordermann zu bringen. In Berlin wurde ein kleiner Lagerraum angemietet und aus der ganzen Bundesrepublik verschiedene Bestände der Datenschleuder zusammengezogen, um einen Überblick zu bekommen, was noch vorhanden ist. Aus dem Archivbestand wurden auch ein paar vollständige Sätze aller Ausgaben zusammengestellt und im Sinne der Dezentralisierung an interessierte Erfa-Kreise und Chaostreffs übergeben.

Eine Art Nebenprodukt des Archivs ist auch der Datenschleuder-Verkaufsstand, der sich seit den letzten zwei Congresse und auf dem Camp 2019 neben dem Infostand befindet. Dort haben wir alle noch vorhandenen Ausgaben vorliegen und geben diese bei einer Preisempfehlung von 2,50 € je Ausgabe heraus. Auch abseits der Veranstaltungen ist es ganzjährig möglich, alte Ausgaben zu bestellen: https://ds.ccc.de/order.html.

Neu in dieser Ausgabe ist das Archivrätsel auf der hinteren Umschlaginnenseite. Um genau zu sein ist es kein Rätsel, sondern eine Bitte zur Mithilfe: Es handelt sich um eine Seite aus der Ausgabe 22, die gerade digitalisiert wird, um das Online-Archiv der Datenschleuder unter https://ds.ccc.de/download.html zu vervollständigen. Dafür werden die Texte mit OCR eingelesen, damit sie markierbar und kopierbar sind, aber auch von Screenreadern gelesen werden können. Ziel ist es, möglichst nah an den Originaltexten dranzubleiben. Daher suchen wir Leser*innen, die die mittig-links abgebildete Anzeige lesen und abtippen können. Wir suchen keine Übersetzung, sondern den Originaltext. Wir freuen uns über Rückmeldungen an unsere untenstehende Redaktionsadresse.

Viel Spaß beim Lesen. Und wie üblich freuen wir uns über abweichende Meinungen oder anderes Feedback. Zum Beispiel in Form eines Leserbriefes an <ds@ccc.de>.