Geleitwort

Liebe Chaoten, genauer gesagt: liebe Mitglieder einer neo-terroristischen Vereinigung. Ja! Ihr lest richtig. Dank eines Handstreichs unseres Staatssicherheitsministers haben wir geschafft, wovon Generationen von Hackern vor uns nur träumen konnten: Endlich auf Augenhöhe mit der Rote Armee Fraktion, den Damen und Herren von Al-Qaida, der Animal Liberation Front und dem Schwester-CCC in Belgien, den Cellules Communistes Combattantes.

Was ist passiert? In den Paragraphen 129a StGB, der die Bildung einer terroristischen Vereinigung unter Strafe stellt, sind Vereinigungen, deren Ziele den Straftatbestand der Computer­ sabotage nach Paragraph 303b StGB umfassen, aufgenommen wurden. Zudem wird der Paragraph 303b so angepaßt, daß Verstöße gegen den Paragraphen 202c StGB, also grob gesagt der Umgang mit sogenannten „Hackertools“, als Computersabotage gelten.

Betrachtet man dies zusammen mit den Überlegungen Schäubles, Terroristen vorläufig zu erschießen und gegen Terrorausbildungslager vorzugehen, muß die Einladung zum Chaos Communication Camp im August dieses Jahres mit einer Empfehlung einhergehen, schuß­ sichere Westen, eine Rechtsschutzversicherung, genug finanzielle Polster für die Fehltage auf Arbeit und einen frischen orangen Ganzkörper­ anzug bereitzuhalten.

Da wir uns aber nicht einfach den totalitären Phantastereien beugen wollen, ruft die Redaktion zum kreativen zivilen Widerstand auf: Kommt zum Camp, diskutiert mit uns über Selbstverteidigungsmaßnahmen gegen Terror, Panikmache und Kriminalisierung beliebiger Vereinigungen, Verkehrsdaten-Vollerfassung und die Stasi 2.0.

Laßt am besten alle verkehrsdatenerzeugenden Geräte zuhause, solange euch – in eurer Eigenschaft als Gefährder – nicht sowieso schon der Besitz verboten wurde. Wo wir gerade dabei sind: Vermeidet das Unterfahren von Mautbrücken, hebt Bargeld sicherheitshalber noch zuhause und zwei Wochen vorher ab, bezahlt damit möglichst am Automaten eine Zugfahrkarte oder an der Tanke das Benzin. Mit dem Flugzeug Anreisende erkundigen sich bitte vorsorglich beim ortsansässigen Kostümverleih nach Bärten und Nasen (möglichst teutonischer und nicht arabischer Façon.)

Auf dem Camp selber sammelt alle Ausscheidungen in einem Beutel, laßt keine geruchs­ probengeeigneten Kleidungsstücke zurück und benutzt Getränkebehältnisse mit rauhen, daktyloskopisch ungeeigneten Oberflächen.

Seid bitte nicht enttäuscht, wenn wir die von Outdoor-Veranstaltungen der letzten Monate gewohnten Zauninstallationen, Kampfflugzeugüberflüge und Legebatterie-Erlebnisschlafplätze nicht anbieten können. (Um ehrlich zu sein: Wir haben vergeblich versucht, die auf dem Campgelände ausgestellten MIGs aufsteigen zu lassen und Maschendraht ist elend teuer.)

Aber vor allem: Laßt euch von diesen Terroristen keinesfalls euer Verhalten diktieren! Lebt ein freiheitlich-demokratisches Leben ohne Angst und entfaltet euch im Rahmen der Verfassung und eurer Möglichkeiten. Denn SIE hassen uns für unsere Art zu leben und haben eigentlich schon gewonnen, wenn wir anfangen, uns mißtrauisch umzuschauen.

Now, bring me that revolution™! <erdgeist>