Geleitwort

Es ist viel los in der Welt. Und gefühlt kommt man aus dem Doomscrolling gar nicht mehr raus. Immer noch hat uns die Pandemie im Griff, [1] und mit dem Aufschwung nach dem Corona-Tief kommt die Inflation. [2] Die Energiepreise in Europa steigen, [3] während Russland die Annexion von vier ukrainischen Gebieten verkündet. [4] Gleichzeitig bittet die ukrainische Regierung wegen der Kriegsschäden an der heimischen Strom- und Wärmeversorgung geflüchtete Menschen erst im kommenden Frühjahr zurückzukehren. [5] In Teheran starb Mitte September Mahsa Amini in einem Krankenhaus, nachdem sie von der iranischen Moralpolizei festgenommen und mutmaßlich schwer misshandelt wurde, weil sie den Hidschab in der Öffentlichkeit nach deren Ansicht nicht korrekt getragen hatte. [6]

Trotzdem gibt es Grund zur Hoffnung. Im Iran protestieren Teile der Bevölkerung gegen die Zwangsverschleierung als Unterdrückungswerkzeug, angeführt werden sie von Frauen. [7] Und wiederholt gingen die Menschen in Russland gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße. Mindestens 745 Protestierende seien inhaftiert, schrieb die New York Times Ende September. [8]

Aktivismus war und ist also unverzichtbar. Damit Aktivismus stattfinden kann, braucht es mündige Bürger. Und die wachsen nicht auf Bäumen. Deswegen behandeln wir in dieser Datenschleuder das Thema Bring Your Own Devices an Schulen.  In vielen Schulen in Deutschland werden derzeit elternfinanzierte 1:1-iPad-Ausstattungen der Schüler*innen etabliert, um die von den Schulträgern aus Mitteln des Digitalpakts bereitgestellte Infrastruktur zu nutzen. Dabei kommen jedoch wesentliche Aspekte wie Nachhaltigkeit, Reparierbarkeit, Chancengerechtigkeit, MINT-Bildung und digitale Mündigkeit zu kurz. Eine Lösung böte stattdessen der Einsatz von Open-Source Software.

In der Schule werden idealerweise die Grundsteine für eine solide Bildung gelegt. In den Hackspaces gibt es Anschlussmöglichkeiten und die Möglichkeit weiter zu forschen, die individuellen Interessen in den verschiedensten Projekten mit Gleichgesinnten zu vertiefen.

In dieser Ausgabe stellt sich der Hackspace Fulda vor, erzählt aus seiner Gründerzeit und vom aktuellen Vereinsleben im gleichnamigen Artikel. Und ganz herzlich gratuliert die Redaktion der Datenschleuder der dezentrale in Leipzig zu ihrem fünfjährigen Bestehen. Einen Einblick in den lokalen Hackspace gewährt 5 Jahre dezentrale Leipzig – (m)eine Retrospektive.  Eine überregional organisierte Anschlussmöglichkeit für FINTA*-Personen bieten die Haecksen. FINTA* steht für Frauen, Intergeschlechtliche, Nichtbinäre, Trans und Agender. Der Artikel Wer sind die Haecksen  erklärt, woher der Begriff der Haeckse eigentlich kommt, und warum es einen eigenen Raum für anders als cis-männliche Personen braucht.

Die Arbeit, die in den Hackspaces und in überregionalen Gruppen wie den Haecksen passiert, will auch nach außen getragen werden. Zwar findet auch dieses Jahr aufgrund der Pandemie kein Congress statt, was aber nicht heißt, dass Vortragskompetenz nicht wichtig wäre. Immerhin gibt es noch allerlei andere Veranstaltungen im CCC, wie die GPN (Gulaschprogrammiernacht) oder das Camp. Das Chaos braucht Menschen, die ihr Wissen weitergeben wollen, und allen, die bisher davor zurückgeschreckt sind, sei der Artikel Traut Euch, Talks zu halten  ans Herz gelegt. Wawuschel beleuchtet darin den Einreichungsprozess, sowie Talk Vor- und Nachbereitung und schildert die eigenen Erfahrungen. In G’schichten vom Congress – Orga, Auf- und Abbau  geht es dann um die Arbeit des Congress-Orgateams, genauer darum, wie man sich überhaupt in so ein Orgateam verirren kann, wie die Logistik-Crew sich auf den Congress vorbereitet, und was dabei alles so bedacht werden muss.

Daneben kommt in dieser Ausgabe der Datenschleuder das Programmieren selbst nicht zu kurz. Hello World in – Ein Start in die Programmierung auf Microsoft Windows  ist ein Tutorial, welches das Programmieren unter Windows 10 etwas näherbringt. Und in Kinsing – The Go RAT  erklärt tanto für den CCC Aachen wie die Malware Kinsing anfällige Server angreift, funktioniert und persistent wird.

Doch Code ist nicht nur funktionales Werkzeug. Programmiersprachen bringen auch immer unsere Menschlichkeit zum Ausdruck. Wer in Gemeinschaft ethisch und kulturell wachsen möchte, sollte also die überfunktionalen Eigenschaften von Code lesen und schreiben lernen. In Code als Kunst- und Kultursprache  wagt Jan-Christian Petersen eine Annäherung zum Thema.

Doch die Datenschleuder wäre nicht komplett ohne Auflösung des Bilderrätsels der vorherigen Ausgabe.

Und um die Datenschleuder noch breiter zugänglich zu machen, werden auf der DS-Homepage [9] in Zukunft bekannte Archive der Datenschleuder verlinkt. Solltet ihr Menschen kennen, die keine Datenschleuder beziehen, aber Interesse am Lesen haben, gebt diese Info gerne weiter. So wollen wir Zugangshürden aktiv reduzieren. Und falls ihr ein bestehendes Datenschleuder-Archiv euer Eigen nennt, dann schickt uns doch bitte den Link dazu, den teilen wir gerne auf der Homepage. Bekanntlich ist nach der Datenschleuder vor der Datenschleuder. Während ihr diese Ausgabe in Händen haltet, planen wir schon die nächste. Und weil euch die Sticker aus der ds105 so viel Freude bereitet haben, sollen an die ds107 wieder Sticker ran. Dafür brauchen wir eure Hilfe. Blättert also schnell zu Sendet uns eure Sticker-Designs und Druckdaten!  Da gibt’s die Details.

Damit erstmal genug von Seiten der Redaktion. Wir wünschen Spaß beim Lesen!

Referenzen

[1]    taz: „Steigende Coronazahlen: Pandemie ist noch nicht vorbei“ (2022), https://taz.de/Steigende-Coronazahlen/!5884994/

[2]    BR24: „Galoppierende Inflation, Hyperinflation: Wo stehen wir?“ (2022), https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/a,TM1zZ1Z

[3]    Tagesschau: „Kosten für Gas, Strom und Benzin So hoch wird die Energie-Rechnung“ (2022), https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/steigende-energiekosten-101.html

[4]    Spiegel: „Rechtswidrige Angliederung nach Fake-Abstimmungen: Putin verkündet Annexion ukrainischer Gebiete“ (2022), https://www.spiegel.de/ausland/a-dca7e35a-6d4f-4ddd-b0eb-62369efc27ac

[5]    taz: „Geflüchtete, bleibt im Winter fern!“ (2022), https://taz.de/-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5890792/

[6]    Amnesty International: „Iran: Internationale Gemeinschaft muss die Aufklärung des Todes von Mahsa Amini fordern“ (2022), https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/iran-internationale-gemeinschaft-aufklaerung-tod-von-mahsa-amini

[7]    Tagesschau: „Iran: Eine neue Dimension der Proteste“ (2022), https://www.tagesschau.de/ausland/proteste-iran-117.html

[8]    The New York Times: „At least 745 people are detained in protests across Russia.“ (2022), https://www.nytimes.com/2022/09/24/world/europe/protests-putin-russia-war.html

[9]    Die Datenschleuder: https://ds.ccc.de/